Zur Website der OTH Regensburg

Herausforderungen und Chancen

Q-Management in der Netzplanung

Hintergrund

Bei der langfristigen Blindleistungsplanung geht es um die Vorhaltung ausreichender Q-Kapazitäten, um die Spannungsstabilität in einem Netz technisch effizient und volkswirtschafltich kostengünstig zu gewährleisten

Problemstellung

für zwei Dimensionen:

  • Q-Quellen: Durch die Energiewende ändern sich die Blindleistungskapazitäten im Netz: weniger zentrale, hochverfügbare Q-Quellen im Übertragungsnetz, dafür dezentrale, volatile Q-Quellen im Verteilungsnetz
  • Q-Senken: Änderung der Anzahl und des Q-Verhaltens von Netzbetriebsmitteln  z. B. aufgrund klassischer Netzverstärkungs- und Ausbaumaßnahmen oder durch Höherauslastungen infolge von betrieblichen Konzepte, wie beispielsweise der Witterungsabhängigen Freileitungsbetriebs (WAFB)

Technische Herausforderungen bei der Bestimmung zusätzlicher Q-Kapazitäten

  • Planung soll auf breiter und plausibler Datenbasis erfolgen und für eine gewisse Anzahl von NNF und Fehlerzuständen ausgelegt werden
  • Typisches Optimal-Power-Flow (OPF)-Problem (stochastisches, nichtlineares, gemischt-ganzzahliges, nicht differenzierbares Optimierungsproblem)
    • Mit heutigen Algorithmen und Rechenleistungen kann kein globales Optimum für solche OPF-Probleme garantiert werden
    • Besondere Herausforderung durch kombinatorische Natur des Optimierungsproblems: binäre bzw. ganzzahlige Entscheidungsvariablen für Investitionsentscheidungen bzw. diskret steuerbare Q-Quellen
    • Optimierungsprobleme in Netzen mit von mehreren hunderten Knoten und tausenden NNF erreichen schnell Problemgrößen mit > 10^3 Binärvariablen und >10^6 kontinuierlichen Variablen und Nebenbedingungen à aufwendige Berechnungen mit „guter Hardware“
    • Näherungen über Modellvereinfachungen (Linearisierungen) und/oder metaheuristischen Verfahren (z. B. Genetische oder Schwarmbasierte Suchalgorithmen)

Lösungsansatz: Entwicklung eines modularen, iterativen Q-Netzplanungsprozesses

  • Zweistufiger Ansatz nach NOVA-Prinzip: Zuerst optimale Ausnutzung bestehender Q-Potenziale installierter Q-Quellen vor Installation zusätzlich erforderlicher Q-Kapazitäten zur Deckung der defizitären Bedarfe
  • Berücksichtigung der Dynamik: Unterschiedliche zeitliche Anforderungen hinsichtlich der Bedarfsdeckung (stationäre, quasistationäre und quasidynamische Bedarfe)

Die große Chance

Ein optimierungsbasiertes Q-Planungsverfahren ermöglicht eine Entscheidungsunterstützung in der Netzplanung, indem es techno-ökonomisch „optimale“ knotenscharfe Platzierungs-, Typisierungs- und Dimensionierungsvorschläge zusätzlich erforderlicher Q-Kapazitäten berechnen kann, die auf einer breiten Analysebasis fußen.

Autor und Ansprechperson

Personen

M.Sc. Johannes Rauch

Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES), Projekt "Q-INTEGRAL", Mitglied des Fakultätsrates

Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES), Projekt "Q-INTEGRAL", Mitglied des Fakultätsrates